Die Kückhovener Nachbarschaften

Fälschlicherweise wird von Außenstehenden „Karneval in Kückhoven“ in der Regel mit der „KüKaGe“ als Verein identifiziert. Dabei gibt es seit den Gründertagen parallel zur Karnevalsgesellschaft „De Japstöck“ Kückhoven e.V. fünf Karnevalsnachbarschaften, die wesentliche Aufgaben unseres Brauchtums eigenständig und in Selbstverwaltung organisieren.

Aus mündlicher Überlieferung wissen wir, dass bei der Gründung der KüKaGe im Jahre 1949 der Wunsch nach einem Kückhovener Karnevalszug eine Rolle gespielt hat. Folglich organisierte die Gründer 1950 einen „kleinen Zug“ noch ohne Prinzenpaar. (siehe auch Geschichte)

Um für den Wagenbau und die Kostümgestaltung eine breite Basis zu schaffen, hat dann wahrscheinlich der damalige Vorstand in Abstimmung mit weiteren „Zuginitiatoren“, unseren Ort kurzerhand in 5 Nachbarschaften eingeteilt. Wir vermuten, dass man dazu die bereits seit vielen Jahrzehnten bestehenden kirchlichen Nachbarschaften zu den 5 Karnevalsnachbarschaften zusammengelegt hat. Die Grenzen wurden klar beschrieben und festgelegt wurde, welche Straßen und welche Häuser zu welcher Nachbarschaft gehörten.

Daraus sind die heute noch existierenden Nachbarschaften entstanden:

  • Nachbarschaft „Stülpend“
  • Nachbarschaft „Kirchstraße“
  • Nachbarschaft „De Maar“
  • Nachbarschaft „Holzweilerend“
  • Nachbarschaft „Kleinend“

Geschichte der Nachbarschaften

Im Jahr 1952 wurde dann der erste Umzug mit einem Kinderprinzenpaar aus der Nachbarschaft „Stülpend“ gestartet. Bereits ein Jahr später folgte das erste „erwachsene“ Prinzenpaar ebenfalls aus dieser Nachbarschaft.

Ob Zufall oder bewusste Planung, in der Folge stellte jede der Nachbarschaften nacheinander ein Prinzenpaar und nach 5 Jahren hatte sich eine Reihenfolge gebildet, die bis auf ganz wenige Ausnahmen bis heute beibehalten wurde.

Damit erklärt sich auch, dass für die Frage ob jemand in Kückhoven zum Prinzenpaar berufen wird, nicht die Mitgliedschaft in der KüKaGe entscheidend ist, sondern allein die Wahl durch die Nachbarschaft. Die KüKaGe „übernimmt“ für die Zeitdauer der Session das jeweilige Prinzenpaar aus der Nachbarschaft in die eigene Organisation.

Im Jahr 1957 wurde durch die Nachbarschaft „Kleinend“ erstmals ergänzend zum Prinzenpaar eine Prinzengarde in eigens erstellten Uniformen gebildet.

Seit dieser Zeit werden die Prinzenpaare in Kückhoven immer von einer Prinzengarde aus der Nachbarschaft begleitet und es gehört noch heute zur Tradition, dass die Uniformen in Eigenregie erstellt und überwiegend selbst geschneidert werden.

Bis zum Jahr 1995 war auch die Wahl der Farben für die Prinzengarde und das Prinzenpaar den Nachbarschaften vorbehalten. Gemeinsame Auftritte der KüKaGe-Gruppen in „Rot & Weiß“ und dem Prinzenpaar nebst Garde in eigenen Farben, führte häufig bei Zuschauern zu der Frage, ob es sich um zwei Vereine handeln würde. Nicht zuletzt dieser Umstand hat 1996 dazu geführt, dass auf Initiative der Nachbarschaft „De Maar“ mit dem Prinzenpaar Quasten ein Wechsel vollzogen wurde. Seitdem wählten alle Prinzenpaare und Garden, wenn nicht Rot & Weiß so doch zumindest Rot, als Hauptfarbe für ihre Ornate.

Als in der Session 1986 die Nachbarschaft „Stülpend“ kein Prinzenpaar stellen konnte, wurde das Prinzenpaar erneut und damit zweimal in Folge durch die Nachbarschaft „Kleinend“ gestellt. 1996 wurde das Recht auf die Gestellung des Prinzenpaares zwischen den Nachbarschaften „Kirchstraße“ und „Maar“ getauscht. Diese Änderung in der Reihenfolge wurde beibehalten und ist bis heute gültig.

Aufgabenverteilung

Zum Aufgabenbereich der Nachbarschaften gehört auch der Bau des Prinzenwagens für das eigene Prinzenpaar. Entsprechend wird in den Nachbarschaften alle 5 Jahre ein neuer Prinzenwagen gebaut oder zumindest der Bestehende komplett überholt. Damit erklärt sich, warum in Kückhoven jedes Jahr ein anderer Prinzenwagen Verwendung findet und die restlichen Prinzenwagen an befreundete Gesellschaften vermietet werden.

In den Jahren ohne Prinzenpaar organisieren die Nachbarschaften den Bau von Motivwagen und stellen die überwiegende Zahl der im Zug teilnehmenden Fußgruppen. Dabei sind die Nachbarschaften seit ihrer Gründung finanziell eigenständig. Innerhalb der festgelegten Grenzen werden Haussammlungen durchgeführt und über die Einnahmen wird in den jährlichen Versammlungen zu Beginn der Session Rechenschaft abgelegt. In diesen Versammlungen werden auch die Motive für Wagen und Gruppe abgestimmt und entsprechend wird der Wagenbau bzw. die Kostümbeschaffung organisiert.

Seit Mitte der 60er Jahre und zunehmend in den letzten 25 Jahren ist die Vermietung von Prinzen- und Motivwagen die zweite Einnahmequelle für die nachbarschaftlichen Aktivitäten.

Die Jahr für Jahr neu gebauten Motiv- und Prinzenwagen zeugen von großer Kreativität und handwerklicher Qualität. Für viele Vereine und teilnehmende Gruppen der Umzüge zwischen Aachen und Mönchengladbach, aber auch bis hinein in die Eifel, sind die Kückhovener Wagen deshalb äußerst begehrte „Mietobjekte“. (siehe auch Wagenverleih)

Bei all den oben beschriebenen Aktivitäten ist die KüKaGe als Verein nicht beteiligt. Der KüKaGe obliegt die Zugorganisation, die Finanzierung von Versicherung und Musikgruppen und die Bereitstellung von Zugleitung und Zugsicherung. Die Verzahnung von Verein und Nachbarschaften erfolgt allein über die Aktiven, die neben Ihrer Vereinszugehörigkeit auch noch in den Reihen der Nachbarschaft tätig sind. Dies beantwortet auch die Frage, warum im Kückhovener Tulpensonntagszug keine Aktivengruppen der KüKaGe in Uniform zu sehen sind. Die Aktiven der KüKaGe sind im Zug in den Nachbarschaftsgruppen zu finden und nehmen dort teil. Die Nachbarschaften sind somit ein ganz wesentlicher Faktor für den Kückhovener Karneval und die Qualität des Tulpensonntagszuges.